Fritz Rudolf Fries
Fries wuchs in Bilbao mit der deutschen wie der spanischen Sprache auf, hatte Verwandte in Argentinien und den USA, deren Pakete märchenhafte Dinge und Botschaften ins nachkriegsversehrte Leipzig trugen. Er wurde einer der wichtigsten Vermittler der spanischen und lateinamerikanischen Literatur in der DDR und einer ihrer weltläufigsten Autoren. Die souveräne Anverwandlung unterschiedlicher Einflüsse offenbarte sich bereits in seinem 1966 nur in Westdeutschland erschienenen Debüt "Der Weg nach Oobliadooh", dessen Modernität und Fremdartigkeit allerdings auch seine Rezeption erschwerte.
Warum eine Fries-Gesellschaft?
Am 13. April 2018 hat sich im Café PAN im Theater der Jungen Welt am Lindenauer Markt, nicht weit von Fries` Leutzscher Wohnung, eine literarische Gesellschaft unter seinem Namen gegründet: die Fritz-Rudolf-Fries-Gesellschaft e.V.. Der Verein verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke; so haben die Gründungsmitglieder der Gesellschaft es sich zur Aufgabe gemacht, die Auseinandersetzung mit dem literarischen Werk in seiner ganzen Breite und in seinem künstlerisch-politischen Spannungsfeld zwischen ästhetischer Innovation, DDR-Kulturpolitik und Staatssicherheit zu fördern.
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Fritz Rudolf Fries
Fries lebte von 1942-1960 im Leipziger Stadtteil Leutzsch. Leutzscher Umstände verarbeitete er bis zuletzt immer wieder in seinen Texten und verband sie häufig mit in der Ferne liegenden Sehnsuchtsorten. „Die Ferne war immer nahe in Leutzsch“ schrieb Fries, der den ehemaligen Leutzscher Wasserturm augenzwinkernd als eine „Miniaturimitation des Pariser Eiffeltums“ bezeichnete. Fries wuchs in Bilbao mit der deutschen wie der spanischen Sprache auf, hatte Verwandte in Argentinien und den USA, deren Pakete märchenhafte Dinge und Botschaften ins nachkriegsversehrte Leipzig trugen. Er wurde einer der wichtigsten Vermittler der spanischen und lateinamerikanischen Literatur in der DDR und einer ihrer weltläufigsten Autoren. Die souveräne Anverwandlung unterschiedlicher Einflüsse offenbarte sich bereits in seinem 1966 nur in Westdeutschland erschienenen Debüt "Der Weg nach Oobliadooh", dessen Modernität und Fremdartigkeit allerdings auch seine Rezeption erschwerte.
Aufgrund dieser Veröffentlichung verlor Fries seine Arbeitsstelle an der Berliner Akademie der Wissenschaften und schlug sich fortan als freier Autor durch. Unter anderen Umständen würde er heute wohl als bedeutender Vertreter der deutschsprachigen Literatur der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts gelten. 1996 jedoch machte Fries seine Mitte der 70er Jahre eingegangene Stasi-Verstrickung selbst öffentlich, zeigte dabei aber wenig Bereitschaft, die Rolle des Reumütigen einzunehmen.
Mittlerweile sollte es möglich sein, sich ohne vorgefasste Meinung mit dieser Einlassung zu befassen. Höchste Zeit ist es, zur Wiederentdeckung dieses anspielungsfreudigen und gewitzten, herausfordernden und herausragenden Autoren einzuladen und anzuregen.
Die Fritz-Rudolf-Fries-Gesellschaft e.V.
Warum gibt es eine FRF-Gesellschaft?
Am 13. April 2018 hat sich im Café PAN im Theater der Jungen Welt am Lindenauer Markt, nicht weit von Fries` Leutzscher Wohnung, eine literarische Gesellschaft unter seinem Namen gegründet: die Fritz-Rudolf-Fries-Gesellschaft e.V.. Der Verein verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke; so haben die Gründungsmitglieder der Gesellschaft es sich zur Aufgabe gemacht, die Auseinandersetzung mit dem literarischen Werk in seiner ganzen Breite und in seinem künstlerisch-politischen Spannungsfeld zwischen ästhetischer Innovation, DDR-Kulturpolitik und Staatssicherheit zu fördern.
Zudem setzt sich die Gesellschaft sich für die öffentliche Wahrnehmung des Werkes und damit in Beziehung stehender Literatur, Orte und Personen, insbesondere in Leipzig und im Leipziger Westen ein.
Welchen Vorteil haben Mitglieder?
Wir möchten Kontakte zwischen den Mitgliedern der Gesellschaft aufbauen. Das verwirklicht der Verein durch Lesungen, Gesprächsrunden, literarische Wanderungen, Aktionen und Publikationen. Die Mitglieder erhalten regelmäßig Infobriefe und werden zu allen Ereignissen eingeladen.
Einen Mitgliedsantrag kann man sich hier herunterladen und ausgefüllt per Post (an Fries-Gesellschaft e.V., Goetzstr. 2, 04177 Leipzig) oder als Scan per Email (an info@fries-gesellschaft.de) senden:
Veröffentlichungen und Veranstaltungen
Veranstaltung: Clemens Meyer über Christa Wolf, Fritz Rudolf Fries und die DDR-Literatur - Lesung und Gespräch | 26. Juni 2024 | 19:30 Uhr | in der Schaubühne Lindenfels in Leipzig
© Gaby Gerster/laif
Wir laden ein: Clemens Meyer hat immer wieder über Autoren aus der DDR geschrieben, die ihm besonders wichtig sind, zuletzt erschien von ihm 2023 ein eigenes Buch über Christa Wolf - eine intensive Auseinandersetzung mit ihrem Roman Kindheitsmuster. Im Umfeld von Christa Wolf nimmt er aber auch andere wichtige Autoren und Autorinnen in kurzen pointierten Porträts in den Blick, er schafft damit so etwas wie eine DDR-Literaturgeschichte en miniature. Auch Fritz Rudolf Fries hat in dieser Galerie seinen prominenten Platz – als Magischer Realist und Surrealist der DDR-Literatur.
Clemens Meyer liest aus seinem Buch und spricht darüber mit Thorsten Ahrend, dem Leiter des Literaturhauses Leipzig. Die Frage, was uns ein Roman wie Kindheitsmuster, was uns die extravaganten Texte eines Fritz Rudolf Fries und was uns andere wichtige DDR-Romane heute bedeuten können, wird dabei im Zentrum stehen.
Ort: Schaubühne Lindenfels, Karl-Haine-Str. 50, 04229 Leipzig
Tickets in der Schaubühne vor Ort, online und an allen Reservix-VVK-Stellen: 7/ 5 (erm.) Euro
Eine Veranstaltung der Fritz Rudolf Fries Gesellschaft e.V.
Veranstaltung: "Fenster zum Ungewöhnlichen. Julio Cortàzar und sein Übersetzer Fritz Rudolf Fries" / 29.9.2023, 20 Uhr, Buchhandlung Seitenblick, Leipzig
Wir laden ein zur Veranstaltung „Fenster zum Ungewöhnlichen. Julio Cortàzar und sein Übersetzer Fritz Rudolf Fries“ am 29. September 2023 um 20.00 Uhr in die Buchhandlung Seitenblick in Leipzig.
Unerwartete Nachrichten, so lautet der Titel einer 2022 im
Berenberg-Verlag erschienenen Sammlung bislang
unveröffentlichter Texte Julio Cortázars (1914-1984). Sie
ließen Kritiker von einem „Feuerwerk der Ideen“ (ZEIT) und
einer Prosa sprechen, die „real und fantastisch zugleich“
(Deutschlandfunk Kultur) ist. Der Schauspieler Christian Strobl
wird einzelne dieser funkelnden, ebenso raffinierten wie
verspielt-komischen Texte vortragen.
Im Gespräch des Leipziger Romanisten Jobst Welge mit dem
Verleger Heinrich v. Berenberg wird es um den Charakter dieser
unbekannten Texte und die Statur ihres Autors gehen. Außerdem
um einen seiner wichtigsten Vermittler in den deutschsprachigen
Raum: Fritz Rudolf Fries (1935-2014), dem Heinrich v. Berenberg
in den 80er Jahren auch mehrfach persönlich begegnete. Fries
übersetzte etwa den epochalen Roman Cortázars Rayuela und
teilte noch manches mehr mit ihm.
Eine gemeinsame Veranstaltung der Buchhandlung SeitenBlick und der Fritz-Rudolf-Fries-Gesellschaft.
Für Mitglieder der Fritz-Rudolf-Fries-Gesellschaft e.V. und Interessierte am Mitwirken in der Gesellschaft: Am darauffolgenden Tag, am 30. September 2023 findet um 11 Uhr die Jahresmitgliederversammlung in den Räumlichkeiten des Café PAN am Lindenauer Markt statt. Fühlen Sie sich herzlich eingeladen. Wir bitten um kurze Anmeldung per Email an info@fries-gesellschaft.de. Wer es konkreter machen will, ein Mitgliedsantrag findet sich hier: http://fries-gesellschaft.de/file/a/db9e030d317683012.pdf
Veröffentlichung: "In Zukunft denn nur noch Klartext"
Die erste Veröffentlichung der 2018 gegründeten Fritz-Rudolf-Fries-Gesellschaft!
Katja Leuchtenberger: "In Zukunft denn nur noch Klartext". Uwe Johnson und Fritz Rudolf Fries. Ein wechselhaftes Verhältnis in Texten und Briefen. kreuzerbooks, Leipzig 2021 ISBN: 978-3-96414-006-7 Preis: 14,90 Euro
Fritz Rudolf Fries und Uwe Johnson teilen bei allen Unterschieden doch mehr als auf den ersten Blick ersichtlich. Ihr bisher unveröffentlichter Briefwechsel zeugt von einer ebenso handwerklichen wie wechselhaften kollegialen Beziehung, die sich bis in die literarischen Texte hinein verfolgen lässt. Er ist zugleich geprägt von Unterbrechungen und Missverständnissen, die nicht zuletzt den politischen Umständen geschuldet sind.
Veranstaltung: "Wohin in dieser Welt"
Wohin in dieser Welt - im Spagat der deutschen Widersprüche – Fritz Rudolf Fries in Texten zwischen 1978 und 1990
vorgetragen von Verena Noll
Zeit: am Samstag, 09. Oktober 2021, um 17 Uhr
Ort: Buchhandlung SeitenBlick, Goetzstr. 2, 04177 Leipzig Eintritt: Der Eintritt ist frei, Spenden sind aber erlaubt.
Anmeldung: per Email unter seitenblick-leipzig@t-online.de
Die größtenteils wenig bekannten Texte leben einerseits von ihrer starken zeithistorisch-persönlichen Aufladung, andererseits zeigen sie Fries auch in ostwestdeutschen Angelegenheiten als einen äußerst originellen Grenzgänger. So enthält der furiose Text Rausch im Niemandsland aus dem Jahr 1978 eine auf dem Grenzübergangsbahnhof Friedrichstraße spielende Phantasie, in der die Ausbürgerung Wolf Biermanns und der Weggang anderer DDR-AutorInnen eine große Rolle spielen. In der Rede Wohin denn ich führt Fries 1988 einen gedanklichen Dialog mit der Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz (1901-1974) über weltanschauliche, deutsch-deutsche und generationelle Trennlinien hinweg. Manches entwickelt dabei eine überraschende Aktualität.
Fritz Rudolf Fries (1935-2014) nimmt unter den Autoren der DDR-Literatur eine Sonderstellung ein. Seinem über weite Strecken in Leipzig spielenden modernistischen Jazz-Roman Der Weg nach Oobliadooh (1966) folgten weitere unorthodoxe und gewichtige Bücher wie Alexanders neue Welten oder Die Verlegung eines mittleren Reichs. Daneben war er auch ein wichtiger Vermittler und Übersetzer spanischer sowie lateinamerikanischer Literatur. Unsere Veranstaltung rückt nun den Erzähler und Schöpfer kleiner geschliffener Texte mit zeitgeschichtlichem Bezug in den Vordergrund. Eine Veranstaltung der Fritz-Rudolf-Fries-Gesellschaft e.V. und der Buchhandlung SeitenBlick